"Damit spielen nur Mädchen"

Für den 19. April 2021 plante ich einen Gender-Tag, da ich eine Arbeit für die Schule schrieb und es mich interessierte, wie die Kinder in ihrer eigenen Individualität auf gegengeschlechtliche Spielangebote regieren und wir sie bei Ihren Interessen nicht bremsen, sondern sie spielen lassen sollten. Mit Spielsachen, die wir denken sei nicht «typisch» für ihr Geschlecht, wir nehmen ihnen dort ihre Selbstkompetenz, wenn wir einem Mädchen z.B sagen «Es darf nicht mit dem Auto spielen, das sei für Jungen». Also plante ich für die Knaben und die Mädchen am Morgen ein Spielangebot, das «typisch» für sie ist. Das Experiment wurde mit vier Knaben und fünf Mädchen durchgeführt. Die Mädchen hatten das Angebot zu picknicken und zu kochen, mit Puppen, Besen und Mopp zu spielen und Röcke, um sich zu verkleiden. Die Knaben bekamen Matratzen, worauf sie kämpfen durften. Ausserdem standen ihnen Strassenteile, woraus sie eine Autostrasse bauen durften, zur Verfügung und die Autos, um darauf zu spielen. Zur Verfügung standen ihnen Kleidungsstücke, um sich wie Ritter oder Polizisten zu verkleiden.

Die Mädchen machten am Morgen ein wunderbares Picknick mit ihren Kindern (den Puppen) und holten viel aus der Spielküche dazu. Sie spielten toll miteinander und schlossen niemanden aus. Sie kommunizierten viel miteinander, was sie alles für ihr Spiel brauchten. Zwischendurch holten sie auch die Putzutensilien hervor und putzten, um das Picknick herum. Die Verkleidungsstücke hatten gar keine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Die Knaben haben am Morgen viel gekämpft mit den Regeln, dass, wenn jemand Stopp sagt, dies auch akzeptiert wird und die Betreuungsperson, welche beobachtet, einschreitet, wenn es zu weit geht. Im Nebenzimmer spielten sie mit der Autostrasse. Die Verkleidungsstücke wurden wenig genutzt.

Am Nachmittag habe ich geplant, dass das Ganze umgedreht wird. Die Jungs spielten mit den Mädchen-Spielangeboten und die Mädchen mit den Knaben-Spielangeboten.

Zu Beginn konnten die Knaben nicht sehr viel mit dem Angebot für Mädchen anfangen. Ein Knabe von ihnen fand das Spielangebot doof und äusserte sich: «Mit diesen Dingen spielen nur Mädchen», worauf die anderen beeinflusst wurden und dies auch so fanden. Als ich ihnen jedoch erklärte, dass es nur dieses begrenzte Angebot gebe und was sie damit machten, sei ihnen überlassen, kam ihre Kreativität ins Spiel. Sie nahmen Gabel und Messer und haben an der Villa Panda rumgehämmert und erklärten, dass sie ein Haus bauen würden. Auch der kleinste der Gruppe (anderthalbjährig) fand Gefallen an den Spielzeugesswaren und fing an, diese den grösseren Kindern zu verteilen. Diese taten dann so, als würden sie sie essen. Das Verkleidungsangebot und die Puppen wurden gekonnt ignoriert, das war ihnen dann doch zu mädchenhaft. 😊

Bei den Mädchen lief es super interessant ab. Sie nutzten die Matratzen als Hüpfburg und spielten Fangis darauf. Zwei Mädchen machten ein Rollenspiel daraus und spielten verkleidet Räuber und Polizei. Das eine Mädchen musste immer ins Gefängnis und ausbrechen, wenn das andere schlief. Wenn dieses wieder aufwachte, fing es die Ausbrecherin wieder ein. Bei den Mädchen funktionierten also gröbere Spiele besser, wenn sie daraus ein Rollenspiel machten. Im Zimmer nebenan spielten später zwei Mädchen mit der Autostrasse und nutzten alle Autos, um darauf zu spielen. Sie benutzten also alle Spielangebote, die ihnen zur Verfügung gestellt wurden.

Kaja-Lois Gasser, 2. Lehrjahr

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